
Es ist nur menschlich, dass in unserem täglichen Zusammenleben Konflikte auftreten. Wir empfinden sie meist als belastend und störend. Positiv betrachtet, können sie jedoch auch wertvolle Gelegenheiten zum Training sozialer Kompetenz und emotionaler Intelligenz sein. Diese Chance, aus Konflikten zu lernen, nutzen wir am Görres-Gymnasium.
Dazu bilden wir Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen im Rahmen einer AG zu Streitschlichterinnen und Streitschlichtern aus. Sie stehen der Schulgemeinschaft in Konfliktfällen während jeder Pause zur Verfügung.
Was ist Streitschlichtung?
Bei der Streitschlichtung (Mediation) lernen die Schüler, sich konstruktiv mit Konflikten auseinanderzusetzen. Eine Schlichtung ist ein gelenktes Gespräch zwischen i. d. R. zwei Konfliktparteien und ein oder zwei Schlichtern. Das Schlichtungsgespräch dauert etwa eine halbe Stunde und findet in einem extra dafür hergerichteten Schlichtungsraum statt. Es ist in vier Schritte gegliedert:
- Die Schlichtung wird eingeleitet, der Schlichter erklärt die Regeln.
- Die beiden Kontrahenten stellen nacheinander jeweils ihre Version des Konfliktes dar. Der Schlichter hilft durch aktives Zuhören und gezielte Fragestellungen, die Perspektive zu wechseln und die eigenen Anteile am Konflikt zu erkennen und auszusprechen.
- Anschließend schreiben die beiden Kontrahenten auf, was sie von dem anderen erwarten und was sie bereit sind, für eine gemeinsame Lösung zu tun. Es wird eine Verständigung gefunden.
- Zum Abschluss werden die Vereinbarungen in einem Vertrag schriftlich festgehalten und es wird ein Folgetermin vereinbart.
Keine Schlichtung ohne gut ausgebildete Schlichter
Eine konstruktive Konfliktlösung kann nur gelingen, wenn die Schlichter gut ausgebildet sind und ihre Verantwortung ernst nehmen. Die Streitschlichter erlernen in einem intensiven Training spezifische kommunikative und metakommunikative Fähigkeiten, die sie im Schlichtungsgespräch einsetzen sollen. Dazu gehört unter anderem,
- den Betroffenen zu helfen, sich über ihre Gefühle, Interessen und eigenen Anteile am Konflikt klar zu werden, sie verständlich zum Ausdruck zu bringen und anschließend eigenständig Lösungen zu erarbeiten,
- sich dabei stets neutral und unparteilich für die Interessen und Belange aller Konfliktparteien einzusetzen und
- alle Standpunkte, Interessen und Gefühle ernst zu nehmen und weder zu bewerten noch zu beurteilen.
Seit 2012 sind am Görres-Gymnasium Streitschlichterinnen und Streitschlichter aktiv und leisten damit im Sinne der humanistischen Werteerziehung einen Beitrag zur Förderung der kommunikativen und sozialen Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler.