
Romantik und Revolution: Heinrich Heine auf der Spur
Der Q2 GK Deutsch von Frau Dr. Hahne nahm ein Thema des Zentralabiturs wörtlich und begab sich am 9. November 2021 im Rahmen der Unterrichtsreihe „Unterwegssein“ auf Spurensuche.
Ein Bericht von Alexandra Raykova und Lina Plava
Ein kurzer Spaziergang durch die Düsseldorfer Carlstadt und schon standen wir an diesem sonnigen Dienstagmorgen vor dem Heinrich-Heine-Institut auf der Bilker Straße, wo uns bereits Nora Schön, wissenschaftliche Mitarbeiterin, und Sophia Rohan, Volontärin, begrüßten. Letztere kündigte einen Stadtrundgang an, der schon bald begann. Wir liefen über den Carlsplatz und schließlich durch die engen Gassen der Düsseldorfer Altstadt, bis wir schließlich bei Heinrich Heines Geburtshaus ankamen. Das auf der Bolker Straße gelegene Haus, welches nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist, ist heute Standort einer der berühmtesten Buchhandlungen Deutschlands und bekannt als „Heine Haus“.
Nach einigen Informationen über Harrys (!) Kindheit und Jugend, welche er in diesem Haus verbrachte, ging die Exkursion weiter in Richtung Rathaus. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus betrachteten wir dann die Jan-Wellem-Statue, die nachweislich bereits auf den jungen Heine Eindruck machte. Dies ist nachzulesen in seinem Werk „Ideen. Das Buch Le Grand.“:
„Als Knabe hörte ich die Sage, der Künstler, der diese Statue gegossen, habe während des Gießens mit Schrecken bemerkt, daß sein Metall nicht dazu ausreiche, und da wären die Bürger der Stadt herbeigelaufen, und hätten ihm ihre silbernen Löffel gebracht, um den Guß zu vollenden – und nun stand ich stundenlang vor dem Reuterbilde, und zerbrach mir den Kopf: wieviel silberne Löffel wohl darin stecken mögen, und wieviel Apfeltörtchen man wohl für all das Silber bekommen könnte?“
Exemplarisch zeigte sich uns an dieser wie der folgenden Textstelle Heines Sinn für verbale Frechheiten und ironische Brechungen. Sein Sinn für moralische Werte wie auch irdischen Genuss spiegelt sich auch im nachstehenden Zitat:
„Apfeltörtchen waren damals meine Passion, jetzt ist es Liebe, Wahrheit, Freiheit und Krebssuppe.“
Nach diesen Betrachtungen folgte die Exkursion Richtung Rheinuferpromenade, wo wir uns mit der politisch reflektierten Verbindung des deutsch-französischen Grenzgängers zum Rhein auseinandersetzten. Heine, der von 1831 bis zu seinem Tod 1856 in Paris lebte, sprach sich dafür aus, dass der Rhein weder zu Deutschland noch zu Frankreich gehöre und gilt somit als einer der ersten Europäer.
Der Mythos Rhein gehört zum festen Bestandteil des romantischen Kanons. Heinrich Heines volksliedhaftes Gedicht „Loreley“ ist eines seiner bekanntesten Werke und wurde selbst in der NS-Zeit weiter tradiert. Der jüdische Verfasser wurde – so lernten wir – in diesen dunklen Jahren kurzerhand anonymisiert.
Vor dem Franziskanerkloster auf der Schulstraße erhielten wir anschließend Einblicke in Heines Schulleben, welches er hier verbrachte und den Grundstein für seine späteren dichterischen Tätigkeiten legte. Am Heinrich-Heine-Denkmal des Künstlers Bert Gerresheim blieben wir erneut stehen und versuchten, die einzelnen Elemente zueinander in Beziehung zu setzen und mit Blick auf Heines Leben und Werk zu deuten: Wir stellten beispielsweise fest, dass der neben Heines Kopf platzierte Reißverschluss seine innere Zerrissenheit spiegeln könnte: Heine ist ein Autor zwischen den Religionen, Kulturen, Sprachen. Oder ist es nicht besonders das verbindende Moment, was so typisch für Heine ist?
Wieder am Institut angelangt besuchten wir die informative Dauerausstellung des Instituts. Viele wichtige Fakten zu Heine, die während des Spaziergangs bereits angesprochen wurden, wurden nun durch Sammelstücke und Gedichte Heines weiter erläutert. Auch Heines Familiengeschichte wurde uns mithilfe seines Stammbaums genauer erklärt.
Anschließend besprachen wir zwei Gedichte Heines: das erste stand in Verbundenheit mit der Vorfreude auf das Reisen in die Natur, ein typisches Merkmal der Romantik. Das zweite Gedicht „Ein Wintermärchen“ handelte dann von Heines Rückkehr nach Deutschland, die zum einen (private) Freude weckte, aber auch (politische) Enttäuschung mit sich brachte. Der Rundgang endete schließlich im Salon, in dem wir einen Einblick in ein typisches zeitgenössisches Interieur erhielten und uns gut vorstellen konnten, wie literarisches Leben durch lebendigen Austausch inspiriert wurde.
Mit zahlreichen neuen Impulsen in Hinblick auf Heines Leben und sein „Unterwegssein“ kehrten wir dann zum Görres Gymnasium zurück.