Praktische Philosophie

Ein immer größer werdender Teil der SchülerInnen der öffentlichen Schulen in NRW sucht seine grundlegende Daseinsorientierung nicht in einem in der Schule vertretenen christlichen Bekenntnis und nimmt somit nicht am konfessionellen Religionsunterricht teil.

Für die Schülergruppe, die vom konfessionellen Religionsunterricht nicht erreicht werden kann, wurde aufgrund eines Landtagsbeschlusses des Landes NRW das Fach Praktische Philosophie eingeführt.

Das Fach Praktische Philosophie wird am Görres-Gymnasium in der Sekundarstufe I mit zwei Stunden pro Woche ab der Klasse 5 bis zur Klasse 10 unterrichtet. In der Regel werden zwei Kurse pro Jahrgang jeweils mit zwei Wochenstunden angeboten.

Praktische Philosophie reflektiert die Grundsätze, Grundlagen und Folgen des Handelns, einschließlich von Sinn- und Wertfragen. Indem das Fach sich nicht auf die Thematisierung ethischer Fragen beschränkt, sondern darüber hinaus auch die anderen Dimensionen philosophischen Denkens mit in den Blick nimmt, vermittelt es ein umfassendes Fundament für die Orientierung an Grundwerten, die eigenständiges und verantwortliches Handeln ermöglichen.

In didaktischer Hinsicht bringt die Bezeichnung des Faches Praktische Philosophie das Prinzip einer genuinen Schülerorientierung zum Ausdruck.

Der Unterricht behandelt philosophische Fragestellungen, die bereits junge Menschen stellen und die mit konkreten Lebenssituationen der SchülerInnen zusammenhängen. Es geht nicht so sehr darum, Ideengeschichte nachzuvollziehen, wie es im Philosophieunterricht der Oberstufe der Fall ist, sondern um die philosophischen Fragen der SchülerInnen und die damit verbundenen vielfältigen Antwortmöglichkeiten. Er ist angelegt mit ständigem Rückbezug auf Fragestellungen aus der Lebenspraxis der Jugendlichen.

Der Unterricht im Fach Praktische Philosophie vermittelt ohne eine konfessionelle religiöse Grundlage die Begegnung und Auseinandersetzung mit Schlüsselproblemen des individuellen und sozialen Lebens sowie mit einem weiten Spektrum von Sinn- und Wertefragen. Sein Ziel ist es, den SchülerInnen zu helfen, ein reflektiertes Verhältnis zu sich selbst aufzubauen, die Wirklichkeit in ihren vielfältigen Dimensionen differenzierter wahrzunehmen und zu beurteilen sowie in einer pluralistischen Gesellschaft eigene begründete Wertmaßstäbe zu entwickeln, die eine sinnvolle Lebensführung und verantwortliches Handeln ermöglichen.

In Aufnahme der Fragen und Erfahrungen der SchülerInnen wird der Inhalt des Faches Praktische Philosophie aufgefächert in sieben Fragenkreise:

  • Die Frage nach dem Selbst
  • Die Frage nach dem Anderen
  • Die Frage nach dem guten Handeln
  • Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft
  • Die Frage nach Natur, Kultur und Technik
  • Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien
  • Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn

Mit dieser Aufgliederung in sieben Fragenkreise wird zugleich ein Bogen gespannt über alle jene Teilbereiche der Philosophie, die sich in ihrer Geschichte als zentral für den Menschen herauskristallisiert haben, da sie als Ausdruck der Verarbeitung menschlicher Grunderfahrungen gelten können. Neben Ethik, Sozial- und Staatsphilosophie als traditionellen Bereichen der praktischen Philosophie werden Anthropologie, Erkenntnistheorie und Metaphysik sowie Psychologie und Soziologie berücksichtigt. Dabei erfolgt zugleich Begegnung und Auseinandersetzung mit Religionen, Weltanschauungen und ethnischen Kulturen.