Görres meets Heine
In Verbindung mit dem im Deutschunterricht behandelten Drama „Nathan der Weise“ von Gotthold E. Lessing sowie dem Dramenfragment „Woyzeck” von Georg Büchner beschäftigen wir, der Deutsch Grundkurs von Frau Dr. Hahne, uns aktuell unter anderem mit der Epoche der Aufklärung. Zum Auftakt der Unterrichtsreihe schien die kürzlich entstandene Kooperation zwischen dem Heinrich-Heine-Institut und dem Görres-Gymnasium wie eine ideale Möglichkeit, einen guten Einstieg zu bereiten. Wir hatten daher das Glück, dass Herr Dr. Enno Stahl vom Institut sich am 12. November 2020 Zeit genommen hat, um uns in Form einer Präsentation etwas über die Aufklärung zu erzählen.
„Was ist eine Epoche?” – Das war die erste Frage, die in den Raum gestellt wurde. Nach kurzer Diskussion kamen wir zu dem Ergebnis, dass, wie bei allen Epochen, auch Anfangs- und Endpunkt der Aufklärung nicht genau festgelegt werden können. In diesem Fall unterscheidet man zwischen der geschichtlichen und literarischen Epoche der Aufklärung. Während die Aufklärung geschichtlich von etwa von 1650 bis 1800 zu datieren ist, erstreckte sich die Literatur der Aufklärung über den Zeitraum von etwa 1700 bis 1789.
„Was ist Aufklärung?“ – Anschließend haben wir uns mit der Frage, was Aufklärung eigentlich ist, auseinandergesetzt. Die Aufklärung ist so benannt, weil den Menschen damals „ein Licht aufgegangen” ist. Diese Metapher beschreibt, dass das Volk damals seine teils miserable Lage in vielen Bereichen erkannt hat und deshalb Hoffnung auf positive Veränderung aufgekommen ist – und diese kam dann auch: Als Kurs hatten wir die Aufgabe uns zu überlegen, was die Aufklärung bewirkt hat und welche Werte mit ihr verbunden sind. Dabei kamen wir gemeinsam mit dem Referenten zu dem Schluss, dass die Aufklärung von der Umstellung einer religiösen zu einer naturwissenschaftlichen Weltanschauung geprägt war. Genau so kam der Gedanke einer klassenlosen Gesellschaft mit einem Ende des Feudalsystems erstmals bei der breiten Bevölkerung an. Um uns die Aufklärung näher zu bringen, wurden uns verschiedene Persönlichkeiten dieser Zeit vorgestellt, welche die Aufklärung auf verschiedenste Weise vorangetrieben haben. Nicht nur Philosophen, wie z.B. Descartes oder Kant, sondern auch Dichter wie Lessing oder Heine wurden vorgestellt und der Einfluss ihres Denkens diskutiert. Unter anderem durch das Wirken dieser Personen führte die Aufklärung schlussendlich zu einer Welle von Revolutionen wie der Amerikanischen Revolution von 1776 und der Französischen Revolution 1789. Auch in Deutschland forderten viele Bürger eine Veränderung, was schließlich zur Revolution von 1848 geführt hat.
Im Anschluss haben wir uns ein Gedicht Heines “Deutschland. Ein Wintermärchen” angeschaut. Davon gibt es zwei Versionen, die Ursprungsversion und die Endfassung. Die beiden Fassungen unterscheiden sich dadurch, dass die unter dem Einfluss der (Selbst-) Zensur entstandene Endfassung durch die verdichtete Sprache viel prägnanter und auch radikaler gestaltet ist.
Am Ende der Präsentation haben wir diskutiert, ob die Werte der Aufklärung heute noch gelten bzw. verteidigt werden müssten. Durch eine Diskussion in der Gruppe kamen wir zu dem Schluss, dass das „Projekt Aufklärung“ nie geendet hat und auch heute noch aktuell ist. In einer Zeit, in der Diskriminierung und soziale Ungleichheit immer noch zu oft vorkommen, kann ein aufklärerisches Denken von großem Nutzen und Basis gesellschaftlichen Zusammenlebens sein.
Nach dieser äußerst informativen Präsentation haben wir als Kurs viele neue Erkenntnisse über die Geschichte der Aufklärung, vor allem im Bereich der Literatur, gewonnen. Es hat viel Spaß gemacht, über die Aufklärung zu diskutieren und sich praktisch mit ihr auseinander zu setzen. Wir sind sehr dankbar, dass das Heinrich-Heine-Institut, insbesondere Herr Dr. Enno Stahl, uns auch unter durch die Corona-Pandemie erschwerten Bedingungen einen Einblick in die Zeit eines umfassenden Umbruchs gegeben hat. Wir als Deutschkurs haben uns sehr über diesen besonderen Vortrag gefreut und hoffen, dass es viele weitere Treffen zwischen Görres und Heine gibt.
Philip Ernst, Pascal Hong, Philip Leu